Israels Flagge – Scham und Stolz

Von Jurek Schulz
 
Der Wunsch nach einer eigenen Fahne wuchs zusammen mit der Sehnsucht nach einem eigenen Land.
Theodor Herzl (1860-1904) schrieb in seinem Buch „Der Judenstaat“, das 1896 veröffentlicht wurde: „Wir haben keine Fahne. Wir brauchen eine. Wenn man viele Menschen führen will, muss man ein Symbol über ihre Häupter erheben.“
Sein Entwurf, eine weiße Fahne mit sieben goldenen Sternen, wurde später von der israelischen Schifffahrtsgesellschaft „ZIM“ übernommen.

Zionistenkongress in Basel
Just zum Auftakt des ersten zionistischen Kongresses in Basel (29.-31. August 1897) mit 200 Teilnehmern sollte Herzls Wunsch durch David Wolfsohn (1856-1914) in Erfüllung gehen. „Wir haben eine Flagge“, soll Wolfssohn, der spätere Nachfolger Theodor Herzls, gesagt haben. „Wir haben ein Symbol: Wir haben den Tallit [Gebetsmantel], lasst ihn uns als Flagge nehmen.“ Der Vorschlag überzeugte alle.
Dieser blau auf weiß gehaltene Gebetsmantel mit dem „Magen David“ (Davidstern) ist als Flagge zum Symbol nationaler Identität geworden. Bei der Staatsgründung Israels am 14. Mai 1948 wurde die Fahne in Israel feierlich gehisst. Seit dem 12. September 1948 ist sie per Gesetz offiziell als Flagge des jüdischen Staates bestätigt.

Zeichen der Entwürdigung
Heute sind Juden stolz auf das Symbol ihrer Unabhängigkeit. In der Vergangenheit war der Davidstern aber auch ein Zeichen für Leid und Unterdrückung. Aufgrund Menschen verachtender Gesetze war das Tragen eines „Judensterns“ in vielen Ländern Pflicht gewesen. Er wurde zu einem Symbol der Schande und der Ausgrenzung.
Über den Ursprung dieses sechszackigen Sterns gibt es unterschiedliche Theorien. Fakt ist, dass sich der Davidstern bereits seit Jahrhunderten auf jüdischen Friedhöfen und Synagogen findet. In der berühmten „Kapernaum-Synagoge“ am See Genezareth, deren Fundament aus der Zeit des Messias stammt, kann man auf einer Säule späteren Datums den Davidstern erkennen.
 
Anlass für Ärger
1975 verurteilte die UNO den Zionismus, die Bewegung, die sich für einen jüdischen Nationalstaat in Palästina einsetzt, als Form von Rassismus. Seither wurde es zunehmend schwieriger, die Flagge außer-halb Israels öffentlich zu zeigen. Die UNO nahm diese Resolution zwar 1991 wieder zurück, doch die Fahne und der Davidstern sind in vielen Ländern Auslöser von Hass und Verachtung. 

Aktuelle Beispiele
Am 20. Oktober 2010 fand das Champions-League-Fußballspiel Inter Mailand gegen die englischen Tottenham Hotspurs in Mailand statt. Auf der offiziellen Website von Tottenham erschien die Information: „Die italienische Polizei hat darauf hingewiesen, dass Flaggen mit dem Davidstern nicht gestattet sind und beschlagnahmt werden.“ Viele Fans von Tottenham, die stolz auf ihre jüdischen Wurzeln waren, protestierten.
Am 10. Januar 2009 wurde in Duisburg bei einer Anti-Israeldemonstration eine Israelflagge an einem privaten Wohnhaus durch die Polizei gewaltsam entfernt, weil sie ein Zeichen der Provokation sei.
In Ungarn besuchte ich in der Nähe des Dorfes Szentgyögypuszta das Denkmal für Völkerverständigung und Toleranz. Auf einer großen runden Tafel waren die Flaggen aller Nationen zu sehen, bis auf eine, die israelische Flagge, die zerstört worden war. Offensichtlich war jemand der Meinung, sie passe nicht in das Toleranzverständnis.
Eine Jüdin aus Frankreich sagte mir, dass es ihr oft nicht möglich sei, einen „Magen David“ zu tragen, weil es ihr zu gefährlich erscheine.

Zeichen für Gottes Gegenwart?
„Magen David“, wie der Davidstern auf Hebräisch genannt wird, heißt wörtlich „Schild Davids“. Gott bezeichnete sich mehrfach als unser Schild.
In 1. Mose 15,1 lesen wir, wie Gott zu Abram sagte: „Fürchte dich nicht, ich bin dir ein Schild“ (hebr. Magen). Das Gleiche versprach er später auch Israel: „Glücklich bist du, Israel! Wer ist wie du, ein Volk, gerettet durch den Herrn, der der Schild deiner Hilfe ist“ (5. Mo. 33,29).
Diese Erfahrung fasste König David im letzten Dankgebet vor seinem Tod zusammen: „Gott – sein Weg ist vollkommen; des Herrn Wort ist lauter; ein Schild ist er allen, die sich bei ihm bergen. Und du gabst mir den Schild deines Heils“
(2. Sam. 22, 31.36). Vorher besang er ihn: „Du aber, Herr, bist ein Schild um mich her“ (Ps. 3,4). „Der Herr ist mein Schild und mein Heil“ (Ps. 18,3).
In Psalm 84,12 ruft der Sänger aus: „Denn Sonne und Schild ist Gott, der Herr. Gnade und Herrlichkeit wird der HERR geben.“
Der Schild Davids weist auf den Gott Davids hin. Könnte die geistliche Bedeutung die Ursache für die Ablehnung dieses Symbols sein?

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