Haifa und die Templer

Von Jurek Schulz

In der Ben-Gurion-Straße in Haifa, unterhalb des berühmten Bahai-Weltzentrums, findet man nicht nur hübsche Straßencafés, sondern auch so manch altes Haus mit – überraschenderweise – deutscher Inschrift. 
„Vergesse ich dein, Jerusalem, so werde meiner Rechten vergessen“ (Ps. 137,5). Diesen Spruch meißelte Jakob Schuhmacher (1825–1892) aus Tübingen über den Eingang des „Gemeindehauses“ oder „Musterhauses“, wie dieses erste Gebäude der sogenannten „Templer“ in Palästina anfangs bezeichnet wurde. Heute befindet sich darin das Templermuseum.
An vielen Häusern in diesem Viertel sind die Bibelverse über den Eingängen in deutscher Sprache erhalten geblieben. Die Gebäude wurden aufwändig renoviert und geben ein stilles Zeugnis von einer Gruppe von Menschen, die in der heutigen jüdisch-israelischen und christlichen Geschichtsschreibung fast vergessen sind: den Templern, die übrigens nichts mit dem Templerorden zu tun haben.
Noch bevor der große Massenstrom der Juden während der ersten Rückwanderung 1888 nach dem damaligen Palästina begann, ließen sich dort Christen aus Württemberg nieder, um das Heilige Land „für Gott“ vorzubereiten. 1873 wohnten in Haifa rund 250 deutsche Siedler. Wie kamen sie dazu, in dieses unwegsame Gebiet unter damals osmanischer Herrschaft auszuwandern?

Naherwartung
In pietistischen Kreisen verstärkte sich im 18. und 19. Jahrhundert die Naherwartung der Wiederkunft Christi. Johann Albrecht Bengel (1687–1752), der Vater des Württembergischen Pietismus, berechnete die Wiederkunft Jesu und die damit einhergehende Aufrichtung des Tausendjährigen Königtums Christi für das Jahr 1836. Die Naherwartung „der letzten Tage“ wurde durch die großen Nöte wie schlimme Missernten und Wetterkatastrophen begünstigt. J. A. Bengel hatte erklärt, dass beim Herannahen des Weltendes die Gläubigen gut daran täten, sich vorher schon auf den Weg in den Orient zu machen und dort eine Unterkunft bereit zu stellen, weil der Herr Jesus in Palästina erscheine. Selbst nach dem Verstreichen des Jahres 1836 blieb die Naherwartung der Wiederkunft Jesu eine Grundhaltung der pietistischen Gläubigen.
In dieser Situation erschien ein Aufruf von Henry Dunant (1828–1910), dem Begründer des Roten Kreuzes, wie ein Fingerzeig Gottes. Dunant war gläubiger Christ und ein glühender Anhänger der Wiederherstellung des jüdischen Volkes in ihrem alten Heimatland Palästina. 1866,
30 Jahre vor dem Ersten Zionistenkongress, schlug er eine Wiederbesiedlung Palästinas durch Juden vor. Er rief die Mächte der Welt dazu auf, zum Aufbau des Orients und insbesondere Palästinas beizutragen. Diese Botschaft fiel bei einigen Pietisten auf fruchtbaren Boden.
Diese beiden Strömungen machen den Hintergrund deutlich, vor dem sich die Templerbewegung formierte.

Wegbereiter der Templerbewgung
Christoph Hoffmann (1805–1885) war eine prägende Persönlichkeit. Er wuchs im Gemeinwesen der Evangelischen Brüdergemeinde Korntal auf und wurde der geistige und organisatorische Wegbereiter der Deutschen Templerbewegung in Israel. Nach dem Studium der Theologie, Philosophie und Geschichte arbeitete er als Lehrer, engagierte sich in der Politik und setzte sich in einer Zeitung für die „reine christliche Lehre“ ein. Diese „Süddeutsche Warte – religiöses und politisches Wochenblatt für das deutsche Volk“ wurde zum entscheidenden Sprachrohr der gesamten Templerbewegung.
Richtungsweisend wurde 1848 die Veröffentlichung seines Buches „Stimmen der Weissagung über Babel und das Volk Gottes“. Dort versuchte er zu beweisen, dass das aktuelle Schicksal der Welt den Vorhersagen der biblischen Propheten entsprach. Er hatte keine Hoffnung mehr, die verderbliche Entwicklung in der Welt rückgängig zu machen. Daher sah er es als Gebot der Stunde an, „das Volk Gottes zusammenzurufen“, um es vor einem neuen Babel zu retten.
Die Mitglieder der neuen Gemeinschaft sahen sich als die aus „lebendigen Bausteinen bestehende Gemeinde“, den geistlichen Tempel Gottes, wo Gott selbst Wohnung nimmt. Dabei beriefen sie sich auf Epheser 2,21-22 und 1. Petrus 2,5, woraus sich auch ihr Name ableitet.
Die Mitgliedschaft in der Tempelgesellschaft war nicht an ein Bekenntnis zu bestimmten Glaubenssätzen geknüpft, sondern an die Bereitschaft, durch Bildung und Pflege christlicher Gemeinschaft zur Verbesserung der Gesellschaft beizutragen. Aus dem ganzen Land strömten Anhänger konservativer Kreise zusammen, um sich durch die Gemeinschaft auf das „Ende der Zeit“ und als „neuen Tempel des Herrn“ für die Ankunft Jesu vorzubereiten.

Vom Gedanken zur Tat
Eine entscheidende Wendung bekam die Bewegung ab 1849, nachdem Georg David Hardegg (1812–1879) dazu gestoßen war. Während bisher die Vision der Templer auf die Erneuerung der Gesellschaft in Württemberg und den Nachbarländern gerichtet war, wurde durch Hardegg der Übergang von der Idee der Sammlung zur praktischen Verwirklichung des „neuen geistlichen Tempels“ im Heiligen Land eingeleitet.
Wer war dieser Mann? Hardegg wurde 1812 in der Nähe von Ludwigsburg als Sohn eines Gastwirts geboren. 1830 wurde er von den Ideen der politischen Revolution in Belgien ergriffen und setzte sich für sie in Deutschland ein. Seine Tätigkeit brachte ihm 14 Jahre Gefängnis ein, wovon er acht Jahre absitzen und anschließend teilweise Verbannung hinnehmen musste.
Die Jahre im Gefängnis hatten Auswirkungen auf sein weiteres Leben. Als tägliche Lektüre stand ihm einzig die Bibel zur Verfügung, was ihn grundlegend veränderte. Er wurde ein christlicher Mystiker mit einem tiefen religiösen Bewusstsein. In den Schriften von Christoph Hoffmann, die er später kennen lernte, erkannte er, dass dieser aussprach, wovon er selbst zutiefst überzeugt war. Die von Hoffmann ausgesprochene Kritik an der bestehenden Ordnung konnte er zutiefst teilen und ebenso, dass nur die Heilige Schrift das Heilmittel für die Übel der Zeit kannte.
Das Volk Gottes musste sich als Tempel des Herrn sammeln. Doch für Hardegg war klar, dass nur im Heiligen Land die Sammlung der Gläubigen zur Vorbereitung der Wiederkunft des Herrn möglich war. Nachdem er zu den Templern gestoßen war, brachte er diese Überzeugung ein, die bis dahin noch kein Thema gewesen war. Neben der Kritik an der „offiziellen Kirche“ wandte sich Hardegg auch gegen die Verneinung der besonderen Geistesgaben.
Für die Templerbewegung wurde die praktische Anwendung der Gedanken Hoffmanns durch Hardegg zum entscheidenden Durchbruch.

Sektierer
Am 24. August 1854 leitete Hoffmann eine Versammlung in Ludwigsburg, wo sich mehr als 200 Gläubige versammelten. Dort gründeten sie offiziell die „Gesellschaft für die Sammlung des Volkes Gottes in Jerusalem“. Aus ganz Württemberg unterschrieben bis zum 1. Oktober 1854 mehrere hundert Pietisten eine Petition an den deutschen Bundestag in Frankfurt am Main, um eine besondere Unterstützung zu bewirken. Als „Die Freunde Jerusalems“ wollten sie die Erlaubnis bekommen, sich im Heiligen Land als das „Volk Gottes“ niederzulassen, um in Jerusalem Häuser zu bauen. Das „Hoffmannsche Projekt“, wie die Templerbewegung von außen bezeichnet wurde, sah zunächst nur eine „geringere“ Ansiedlung von maximal 10 000 Familien in der heiligen Stadt Jerusalem vor.
Nachdem die Regierung und die Ministerien verstanden, dass es den Gläubigen nicht um das „himmlische Jerusalem“, sondern konkret um das irdische Jerusalem ging, das sie zu besiedeln beabsichtigten, brach ein Sturm der Empörung los. Die Templer wurden als „Sektierer“ gebrandmarkt, die den politischen Frieden im ganzen Land und im Nahen Osten gefährdeten.
Daher richtete die Templerbewegung ihre Bemühungen ab 1856 darauf, sich zunächst als Gläubige aus allen deutschen Ländern zu sammeln und in Württemberg eine Kolonie in ihrem Sinne zu gründen, als Vorbereitung für die Zukunft. In der Nähe von Marbach am Neckar erwarben sie den „Kirschenhardthof“, um dort im Geist des Volkes Gottes zu leben und ihrer Umgebung als Vorbild zu dienen. Auch die Leiter der Templerbewegung zogen mit ihren Familien auf den Kirschenhardthof, der bis in die 1870er-Jahre das Hauptzentrum der Bewegung blieb.
Die Arbeit wuchs trotz aller Anfeindungen, so dass weit über 10 000 Mitglieder dem Kreis der „Freunde Jerusalems“ angehörten. Das Ziel Jerusalem und das Gelobte Land verloren sie nicht aus den Augen. Denn nur dort sahen sie die sichere Zuflucht für die Gläubigen vor allem Bösen, das mit dem Herannahen des Gerichtes Gottes einhergeht. Es sollte aber noch bis zum 26. Juli 1868 dauern, dass ihr Traum wirklich werden konnte. An diesem Tag versammelten sich rund 1500 Gläubige, um die beiden Anführer der Templerbewegung, Hoffmann und Hardegg, auf ihren Weg nach Jerusalem zu verabschieden.

Im Oktober 1868 kamen die beiden Vorsteher der Templergesellschaft, Georg David Hardegg (1812–1879) und Christoph Hoffmann (1805–1885), zusammen mit ihren Familien – insgesamt zehn Erwachsene und drei Kinder – in Haifa an.
Bis dahin hatten seit ca. 1846 mehrere christliche Pioniere, unter anderem auch Absolventen der Pilgermission St. Chrischona, versucht, sich in Palästina niederzulassen, mit mehrheitlich mäßigem Erfolg. Die Landschaft war kahl und die Ebenen sumpfig, Malaria wie auch Überfälle gehörten zum Alltag.
Haifa war zu jener Zeit ein Städtchen mit von Dreck und Fäkalien übersäten Straßen und 4000 Einwohnern, die in der Enge der Stadtmauern in ärmlichen Verhältnissen ihr Dasein fristeten. Es gab kaum geeignetes Land für die Templer, um eine Siedlung in ihrem Sinn aufzubauen, die den geistlichen Tempel der Gemeinde Jesu für die Wiederkunft des Messias vorbereiten sollte.
Doch auch wenn viele Kritiker jener Zeit urteilten, dass Hoffmann und Hardegg verantwortungslos handelten, kam ein Historiker unserer Tage, Prof. Alex Carmel, zu dem Schluss, dass „gerade die Klugheit, die Hoffmann und Hardegg bei der Durchführung ihrer schweren Aufgabe bewiesen, einen Fehlschlag vermied, den viele ihnen prognostiziert hatten.“2

Zielstrebiger Aufbau
Nach nur einem Jahr, im September 1869, wurde der Grundstein für das erste Gebäude auf einem freien Feld am Fuße des Karmelberges gelegt. Durch verschiedene günstige Umstände konnten Hoffmann und Hardegg zwischen dem Höhenzug und dem Meer ein sehr großes Stück Land kaufen. Dieser Erfolg kam aus einer Kombination von Gottes wundersamer Führung und Hardeggs Durchsetzungskraft, zuweilen auch gegen den Willen Hoffmanns, zustande. Denn ein weiteres großes Hindernis war die willkürliche Verwaltung durch die türkischen Behörden im damaligen osmanischen Palästina. Ausländische Aktivitäten wurden eher misstrauisch betrachtet und nicht unterstützt.
Die Vision der ersten Templergeneration war wegweisend. Aus dem tiefen Glauben an Christus sollten die Siedlungen durch den persönlichen Einsatz zugleich der Mission dienen, damit das Land seiner Bestimmung von Gott her zugeführt werde: „Mit unserer Hände Arbeit müssen wir dieses verwahrloste Land wieder zu einem Garten Gottes machen, und mit unserem Wandeln und Handeln müssen wir den Einheimischen und anderen ein leuchtendes Beispiel sein.“3
Es ist beeindruckend, in welch kurzer Zeit die Templer ihre Siedlung in Haifa aufbauten. Von der Württemberger Zentrale kamen Hunderte weiterer Templer in das Land. 1873 existierten bereits 38 Wohnhäuser und neun verschiedene Industrie- und Wirtschaftszweige. Im Bereich der Landwirtschaft wurden nicht nur Felder bestellt, sondern auch mit Weinanbau begonnen. Die Templer bauten die Transportwege nach Akko, Nazareth und Jerusalem trotz aller behördlichen und lokalen Behinderungen aus. Sie errichteten Hotels, die zu den schönsten des Landes gehörten. Der Handel blühte, da durch die eigenen Industriezweige für Holz- und Metallverarbeitung, Bäckerei und Nahrungsmittelherstellung Produkte verkauft werden konnten. Im Baugewerbe waren die Templer als Handwerker im ganzen Land begehrt. Sie erstellten moderne Stein- und Zementfabriken, mit deren Hilfe später der Eisenbahnbau vorangebracht werden konnte, und begannen den Hafen von Haifa auszubauen.
Ein Bericht an die deutsche Templer-Zentrale zum 1. Januar 1889 enthielt folgende Zahlen: Es lebten insgesamt 1343 Templer im Land, die 166 Wohnhäuser gebaut hatten (fast alle doppelstöckig mit Balkon). Sie errichteten 129 Wirtschaftsgebäude und waren in 48 verschiedenen Berufs- und Geschäftzweigen tätig.
In vielen Bereichen konnte die ab 1888 erfolgte erste große Alija (Rückwanderungsbewegung) der jüdischen Siedler auf die technischen Errungenschaften dieser schwäbischen Christen zurückgreifen.

Verbindung zur amzi
Es entstanden rasch weitere Siedlungen in Jaffa, Jerusalem und Sarona (Tel Aviv). Dass die Arbeit in Jaffa beginnen konnte, ist Peter Martin Metzler (1824–1907) zu verdanken. Er arbeitete als Schmied auf St. Chrischona, bevor er im Auftrag der Pilgermission 1853 nach Jerusalem reiste. 1858 konnte er mit Hilfe der Pilgermission in Jaffa eine Missionsstation errichten. Neben verschiedenen sozialen Projekten entstanden auch Handelsgeschäfte.
Am 5. März 1869 verkaufte er alle Immobilen und die Missionsstation an Christoph Hoffmann, den er noch aus der gemeinsamen Zeit auf St. Chrischona kannte, wo Hoffmann von 1853 bis 1855 Inspektor gewesen war. Die „Arbeitsgemeinschaft für das messianische Zeugnis an Israel“ (amzi) ist eine Nachfolgeorganisation der ursprünglichen Aktivitäten, die St. Chrischona von 1846 an in Israel verfolgt hatte.
Durch die Templerbewegung inspiriert, entstanden auch verschiedene Missionsvereine, wie zum Beispiel die Karmelmission durch das Tempelmitglied Johannes Seitz (1839–1922). Der Begründer der Deutschen Zeltmission, der Chrischona-Absolvent Jakob Vetter (1872–1918), gehörte ebenso zur Karmelmission und diente der Templerbewegung in ihren Gottesdiensten. Die Zeltmission sorgte dafür, dass am 1. Oktober 1908 der Gärtner Gottfried Meyer an den Karmel nach Haifa entsandt wurde.4 Die Gründer und Unterstützer der amzi, Hans und Konrad Meyer, sind die Söhne von Gottfried Meyer, der eng mit der damaligen Templerbewegung verbunden war.
Bis 1914 wurden weitere Kolonien gegründet, etwa das galiläische Bethlehem (heute Beyt-Lahm), Neuhardthof (Kfar Samir), Wilhelma (Bney-Atarot) und Waldheim (Aloney-Aba). Kleinere Niederlassungen entstanden in Aschdod, Dschinin, Gaza, Nablus, Nazareth, Ramle, Safed und Tiberias. Diese trugen viel zur Entwicklung des Landes in allen Bereichen bei. Die Templer wuchsen auf über 3000 Gläubige an, nicht mitgerechnet die vielen Nichtmitglieder der Templerbewegung, die sich ihnen ebenfalls anschlossen.

Geistliche Kämpfe
Leider sind in diesem Aufbruch auch Schattenseiten erkennbar, die sich von den Gründern ausgehend auf die nachfolgenden drei Generationen übertrugen. Während Hardegg den Umgang mit den Geistesgaben gemäß 1. Korintherbrief Kapitel 12 einforderte und sich von der evangelischen Kirche distanzierte, weil er in ihr eine zu große Abweichung von den reformatorischen Grundsätzen sah, lehnte dies Hoffmann ab. Es kam zum Bruch zwischen diesen beiden Männern. Fortan blieb Haifa das Projekt Hardeggs, während die übrige Templerarbeit im Lande hauptsächlich durch Hoffmann vertreten wurde. Von nun an wurde unterschieden zwischen kirchlichen und nichtkirchlichen Templern.
Eine weitere Schattenseite zeigte sich beim Besuch des deutschen Kaisers Wilhelm II, der am 25. Oktober 1898 Haifa besuchte. Die politisch-nationale Kaisertreue wurde als etwas zutiefst Christliches verstanden und verdrängte allmählich die ursprüngliche Vision. Der Glaube der Gründerväter, das Volk Gottes für die Wiederkunft des Herrn vorzubereiten, war verblasst.

Hakenkreuze in Jerusalem
So begrüßte die Mehrheit der Templer 1933 enthusiastisch die Machtergreifung Hitlers. Als glühende Patrioten errichteten sie in fast allen Siedlungen Ortsgruppen der NSDAP. Hitlerfahnen und braune Uniformen gehörten plötzlich zum täglichen Straßenbild. Ein Nachkomme des Gründers wurde NSDAP-Ortsgruppenleiter von Sarona. Jeder dritte Templer trat in die Partei ein.5 Das waren überdurchschnittlich viele im Vergleich zu anderen Auslandsdeutschen in der Welt. Die NSDAP-Ortsgruppe in Jerusalem, durch einen Templer geführt, wurde Teil eines nationalsozialistischen Netzwerks im gesamten Nahen Osten.
Nicht nur Adolf Eichmann, der mitverantwortlich für die Ermordung von sechs Millionen Juden war, sondern die gesamte Führungsriege der Hitlerdiktatur besuchte Haifa und Jerusalem und arbeitete an der Unterwerfung des Nahen Ostens unter Hitler.6 
Während ursprünglich die Mehrheit der pietistischen Tempelgesellschaft die „Errichtung des Reichs Gottes auf Erden“ vorantreiben wollte, hatte sie nun ein neues Bekenntnis: „Blut, Boden, Rasse sind als gottgeschenkte Wirklichkeiten [auch in Palästina] zu sehen“7.

Ein trauriges Ende
1941 deportierte die britische Mandatsmacht viele Templer nach Australien, wo sie noch am 20. April 1945 Hitlers Geburtstag feierten. Am 17. April 1948 wurden die in der Siedlung Waldheim internierten Templer nach Zypern abtransportiert. Am 13. April 1950 verließ der letzte Tempelvorsteher das Land Richtung Australien. Einzelne Templer kehrten in ihre württembergische Heimat zurück. Andere blieben im Land und integrierten sich im neuen jüdischen Staat.
Nachdem der Staat Israel gegründet worden war, zahlte die israelische Regierung für das verbliebene Eigentum der Deutschen die damals ungeheure Summe von 54 Millionen DM an die Templer. Damit fand die Bewegung nach 80-jähriger, vor allem in den Anfängen segensreicher Wirksamkeit nach kläglicher Verirrung ein jähes Ende. ྒ

2 Alex Carmel in: „Die Siedlungen der württembergischen Templer in Palästina 1868-1918“, Kohlhammer-Verlag, 3. Aufl. 2000
3 Erinnerungen von Gottlieb Samuel Ruff (1890-1983) an die Tempelgemeinde in Haifa (gegr. 1869) http://www.tempelgesellschaft.de/archiv/der_besondere_beitrag_17/der_besondere_beitrag_17.pdf
4 Zeugendienst im Heiligen Lande und Nahen Osten, W. Sziel, Verlag der Evangelischen Karmelmission e.V. Schorndorf, 2. Auflage 1956, S. 29
5 http://www.zeit.de/2007/52/Tel-Aviv-Templer
6 http://www.mazal.org/various/Eichmann.htm
7 http://www.j-zeit.de/archiv/artikel.378.html

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