Große Beute und süßer als Honig

Von Jurek Schulz

Der aus einer jüdischen Familie stammende Dichter Heinrich Heine (1797-1856) sagte von der Bibel, er verdanke ihr den Weg des Heils. „Wer seinen Gott verloren hat, der kann ihn in diesem Buch wieder finden. Wer ihn nie gekannt hat, dem weht hier der Odem des göttlichen Wortes entgegen.“

Das Wort Gottes bleibt richtungsweisend
Der Hamburger Rabbiner Samson Raphael Hirsch (1808-1888) sagte von der Schrift: „Die Gesetze der Offenbarung (Gottes) sind unveränderlich wie die Natur, daher sind sie unantastbar. Unser Bestreben muss dahin gehen, ihren Sinn zu erfassen.“ So trat er dafür ein, dass eine „Erziehung der Zeit zur Tora und nicht eine Nivellierung der Tora nach der Zeit“ stattfindet. Der Mensch muss sich dem Wort Gottes unterordnen, und nicht das Wort dem Menschen.
In einer Versammlung der Knesset, des israelischen Parlaments, geschah es einmal, dass Shimon Peres König David kritisierte. Daraufhin erlitt ein ultraorthodoxer Abgeordneter einen Herzinfarkt. Dadurch kann man erahnen, welch ein tiefer Respekt vor dem Wort Gottes bei manchen Menschen vorhanden ist.
S. R. Hirsch war zu seiner Zeit einer der größten Schriftausleger. Er kam nach Abschluss der Tora-Auslegung über die fünf Bücher Mose zu dem Ergebnis: Nicht allein die wissenschaftliche Arbeit, sondern die pädagogische Umsetzung in das Leben muss das Ziel des Schriftstudiums sein. „Nicht die Schriftauslegung, sondern das Tun dessen, das durch die Schriftauslegung erkannt wurde, ist das Wesentliche am Schriftstudium.“

Das Wort Gottes bleibt aktuell
Judentum und Christentum werden als „Buch-Religionen“ bezeichnet, weil sie von der Offenbarung Gottes in einem Buch ausgehen.Tatsächlich sind Judentum und Christentum ohne die Bibel undenkbar.
So wird auch das jüdische Volk gerne Volk des Buches genannt. Es ist interessant, dass die Identifizierung des Volkes des Buches mit dem Tenach, dem Alten Testament, als ihrem Buch zurzeit stärker ist denn je. Gerade die Intifada hat eine neue Sehnsucht nach geistlicher Orientierung geweckt. Dabei steht nicht mehr das Talmud-Studium im Vordergrund (siehe Dezember-Ausgabe des MZ), sondern immer mehr der Tenach an sich, oder eben die Tora, die fünf Bücher Mose, als der  Kern des religiösen Judentums. Das Lesen der Tora ist für jedes jüdische Kind ab der Bar oder Bat Mitzwa mit 12 oder 13 Jahren Pflicht, denn dadurch ist er ein Sohn bzw. sie eine Tochter der Gebote geworden.

Das Wort Gottes ist geistliche Nahrung zum Leben
Folgende Bibelworte nehmen zum Wort Gottes selbst Stellung: Psalm 33,4: „Des Herrn Wort ist wahrhaftig.“ Psalm 56,11: „Ich will rühmen des Herrn Wort.“ Psalm 119,104: „Denn das Wort Gottes macht mich klug.“ Psalm 119,147.148: „So sinne ich über dein Wort nach, wenn ich aufstehe und wenn ich mich zu Bett lege.“ Jesaja 28,19: „Selbst die Tage der Anfechtungen lehren mich, auf dein Wort zu merken.“
Deshalb ruft Jeremia aus: „O Land, Land, höre des Herrn Wort“ (Jer. 22,29). Und Jesus sagte :„Der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort Gottes“ (Matthäus 4,4).

Ein guter Vorsatz fürs neue Jahr
Das neue Jahr bietet sich an, um einen guten Vorsatz zu fassen. Warum nicht in diesem Jahr einmal die fünf Bücher Mose durcharbeiten, wie es im Judentum üblich ist? Als Hilfe haben wir eine Übersicht erstellt, welche Torastellen an welchem Schabbat gelesen werden. Die fünf Bücher Mose sind in 52 Wochenabschnitte eingeteilt, dazu kommen ergänzende Bibelstellen. Wer systematisch diese 52 Wochenabschnitte durcharbeitet, kommt in einem Jahr nicht nur durch die Tora, sondern ist auch um eine besondere geistliche Erfahrung reicher, denn: „Dein Wort ist süßer als Honig“ (Ps. 119,103). Die Übersicht über die Torastellen kann bei der amzi kostenlos bestellt werden. In der wöchentlichen Gebetsmail finden Sie ab Januar 2006 jeweils einen geistlichen Impuls zur wöchentlichen Toralesung.

Wie könnte die tägliche Bibellese aussehen?
1. Lesen Sie den vorgegebenen Abschnitt aus dem Wort Gottes mehrmals laut durch.
2. Wiederholen Sie das Gelesene mit Ihren eigenen Worten.
3. Erforschen Sie die Hintergründe von Personen und Orten in der Bibel selbst.
4. Stellen Sie den Zusammenhang des Abschnittes mit dem Umfeld des Gesamtabschnittes und dem Autor her. Warum hat gerade dieser Autor das an diesem Ort und in diesem Zusammenhang gesagt?
5. Sprechen Sie mit anderen über das Gelesene.
6. Lesen Sie betend und beten Sie Bibelabschnitte.
7. Beten Sie nach geistlichen Erkenntnissen den großen Schöpfer an und setzen Sie sie in Ihrem Leben um.

„Ich freue mich über dein Wort wie einer, der große Beute macht!“ (Psalm 119,162)

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