Das Hauptereignis aller Prophetien
Von Jurek Schulz
„Das Hauptereignis, das die Propheten ankündigten, ist nicht das Weltgericht, nicht die Wiederherstellung Israels, nicht einmal der Sieg der Gemeinde. Es ist das Kommen des Sohnes Gottes in Herrlichkeit“ (René Pache).
Gottes Sohn kam in der Person Jesu auf die Erde. Darin liegt die ermutigende Erfüllung zahlreicher Vorhersagen. Sogar seine Geburt wird in Jesaja 7,14 prophezeit, was in Matthäus 1,23 nochmals aufgegriffen wird: „Die Jungfrau wird empfangen und einen Sohn tragen“ (Jüdisches Neues Testament nach David Stern). Wie das geschehen sollte, schildert detailliert der Arzt und Evangelist Lukas (Lk. 1,26-38).
Gottes Sohn auf der Erde
Jesus kam in der Stadt Bethlehem (Beth-lechem, Haus des Brotes, Mt. 2,6; Lk. 2,15) zur Welt, wie der Prophet Micha schon Jahrhunderte zuvor in Micha 5,1 angekündigt hatte. Der Messias musste in dieser Stadt, die zum Stammesgebiet Juda gehörte, geboren werden.
Ein anderer Sohn dieser kleinen Stadt war der frühere König David (1. Sam. 16,4ff.). Die Propheten versprachen David, sein Königtum werde nie enden (2. Sam. 7,12-16; Ps. 132,11; Jer. 23,5). In der Person Jesu hat sich das erfüllt, indem er auferstand (Apg. 1,3.11; 1. Kor. 15) und in alle Ewigkeit als König aller Könige herrscht (1. Tim. 6,15).
Jesus und Mose
In 5. Mose 18,18 steht die Verheißung eines künftigen Propheten, von dem es heißt, er werde der größte Prophet für das Volk Israel werden, so wie es Mose war. Viele Menschen seiner Zeit erkannten in Jesus die Erfüllung dieser Verheißung und bezeichneten ihn als den verheißenen Propheten (Mt. 21,11; Lk. 7,16; Joh. 4,19; 6,14; 7,40).
Darüber hinaus gab es im Leben Jesu noch mehr Parallelen zum Leben Moses: Im Säuglingsalter wurde er wie Mose vor dem Tod bewahrt (2. Mo. 2; Mt. 2,13-18). Beide wurden durch Gott zum Erlöser für das Volk erwählt (2. Mo. 3,10-15; Apg. 4,12). Beide waren Mittler zwischen dem himmlischen Vater und dem Volk (2. Mo. 19,16ff.; 20,18ff.; Joh. 17).
Jesus und das Volk Israel
Die ersten Monate im Leben Jesu weisen interessante Parallelen zum Volk Israel auf. Israel musste nach Ägypten ziehen, um zu überleben (1. Mo. 47,4). Später sagte der Prophet Hosea: „Aus Ägypten rief ich meinen Sohn“ (Hos. 11,1).
Die Eltern Jesu flohen mit dem Säugling nach Ägypten, um dort überleben zu können. Dadurch erfüllte sich auch in Jesus diese Aussage (Mt. 2,13-15). Durch Jesus soll Israel zu einer „königlichen, heiligen Priesterschaft werden“ (2. Mo. 19,5-6). Von König David ausgehend soll eine ewige „Priesterschaft“ entstehen (Ps. 110,4). Jesus selbst wurde „Hohepriester in Ewigkeit“ (Hebr. 3,1; 5,5-6).
Jesus von Nazareth
Jesus und seine Eltern zogen nach Nazareth. Darin sah Matthäus die Erfüllung einer Verheißung aus Jesaja 11,1 (Mt. 2,23). Dort wird verheißen, dass der Messias als ein Zweig oder Spross aus der Wurzel Isais, des Vaters von David, hervorgehen würde. Spross heißt auf Hebräisch „nezer“. Da im Hebräischen die Wurzelkonsonanten (NZR) entscheidend sind, sah Matthäus die Erfüllung dieser Verheißung darin, dass Jesus in Nazareth wohnte und daher Nazarener oder Nazoräer genannt werden konnte. Interessant ist, dass die hebräische Bezeichnung für Christen heute, „Nozrim“, auf diese Wortwurzel zurückgeht.
Die vollendete Ankunft
Die Wiederkunft des verherrlichten Jesus ist das zentrale Ereignis für diese Erde. Der Tenach (AT) enthält zahlreiche Prophezeiungen über das zweite Kommen des Messias (Ps. 98,9; Dan. 7,13-14; Sach. 14,3-5).
Im Neuen Testament ist dies der Schwerpunkt aller Vorhersagen. Jesus sprach selbst davon (Mt. 24,29-31; 26,64; Joh. 14,1-3; 16,22; Offb. 3,11; 16,15; 22,7.12.20). Die Engel Gottes verkündeten sein erneutes Kommen (Apg. 1,9-11). Für die Apostel war es zentraler Inhalt der Predigt, so bei Paulus (1. Kor. 1,7-9; 11,26; Phil. 3,20; Kol. 3,4: Tit. 2,13), bei Petrus (1. Petr. 1,7; 2. Petr. 3,10), bei Judas (Jud. 14-15) und auch bei Johannes (Offb. 1,7-8).
Die Adventszeit
Advent bedeutet vom Wortsinn her Ankunftszeit. Wir befinden uns auch heute in der Zeit vor der Ankunft des vollendeten Messias. Petrus schreibt in 2. Petrus 3,9, dass sich die Erfüllung der Verheißung nicht verzögert, sondern dass Gott Geduld mit uns hat, damit alle eine Chance zur Umkehr haben. Lassen Sie uns die Adventszeit unter dem Gesichtspunkt feiern, dass wir den auf Erden geborenen Messias wieder auf Erden erwarten.