Aufruf gegen Antisemitismus
Angesichts des ständig wachsenden Antisemitismus in Deutschland und Europa, distanziert sich die amzi mit allem Nachdruck von allen Varianten alten und modernen Judenhasses! Wir fordern die politisch und gesellschaftlich Verantwortlichen auf, mit allen rechtstaatlichen Möglichkeiten sich gegen diese Entwicklung zu stellen und sich klar zum „Nie wieder!“ zu bekennen! Wir unterstützen die folgende Erklärung der Europäischen Evangelischen Allianz und deren Aufruf zum Handeln:
Eine Erklärung der Europäischen Evangelischen Allianz
EEA-Büro Bonn
Der Hass gegen Menschen aufgrund ihrer ethnischen Zugehörigkeit oder Religion nimmt in ganz Europa zu, eine Tatsache, die Christen nicht ignorieren sollten. Die Europäische Evangelische Allianz veröffentlicht diese Erklärung über Antisemitismus zusammen mit einer Erklärung zu antimuslimischem Hass. Im weitesten Sinne beinhaltet Antisemitismus den Hass auf das jüdische Volk bzw. dessen ungerechte Behandlung.
Ein Aufruf zum Handeln
Angesichts des zunehmenden Antisemitismus in ganz Europa ist die Europäische Evangelische Allianz der Ansicht, dass Handlungsbedarf besteht.
Sie ruft evangelikale Christen dazu auf
● den Vorwurf des Gottesmordes und die falsche Lehre, die Juden allein seien für den Tod Christi verantwortlich, zu verurteilen und abzulehnen;
● alle antisemitischen Taten zu verurteilen, die in der Vergangenheit begangen wurden, insbesondere von Männern und Frauen, die behaupteten, Christen zu sein, deren Worte und Taten aber den Lehren Jesu und der Bibel widersprachen;
● die jüdische Gemeinschaft in ihrer Umgebung wahrzunehmen und für sie zu beten: Nachbarn, Kollegen, Synagogen und messianische Gemeinden vor Ort;
● Vorfälle von Antisemitismus in ihrer Umgebung und in den Nachrichten wahrzunehmen und dafür zu beten;
● nach Möglichkeiten zu suchen, Freundschaften mit Juden und messianischen Juden (die oft auch als jüdische Jesusgläubige oder Jesusgläubige Juden bezeichnet werden) zu knüpfen;
● sich mit dem jüdischen Volk solidarisch zu zeigen und ihm zur Seite zu stehen, wenn es selbst oder dessen Eigentum angegriffen wird, sowie bereit zu sein, ihnen Zuflucht zu gewähren, wenn die Situation ernst wird.
Außerdem ruft die Europäische Evangelische Allianz dazu auf, die Botschaft des Evangeliums der Liebe Gottes allen Menschen, auch dem jüdischen Volk, klar, respektvoll und in Barmherzigkeit zu vermitteln.
Antisemitismus – eine beklagenswerte Vergangenheit
Die Geschichte des europäischen Antisemitismus reicht mindestens bis in die römische Zeit zurück (Apg 18,2). Tragischerweise ist ein Großteil dieser Geschichte mit der Kirche verbunden. Auch wenn Einzelne jüdische Menschen vor Gefahr geschützt und dafür manchmal einen hohen Preis bezahlt haben, machten sich Viele mitschuldig. Innerhalb der Kirche führten massiv antijüdische Äußerungen großer Namen wie Ambrosius und Martin Luther zur Abgrenzung zwischen Juden und Christen. Am verheerendsten war die Vernichtung von etwa sechs Millionen Juden, einschließlich jüdischer Jesus-Gläubiger, während der „Endlösung“ des Zweiten Weltkriegs. Von den neun Millionen Juden, die zu Beginn des Krieges in Europa lebten, überlebten nur drei Millionen das Kriegsende.
Eine unheilvolle Vergangenheit
Leider gehört der Hass auf das jüdische Volk nicht der Vergangenheit an. Heute sind religiöser, rassistischer und politischer Antisemitismus oft miteinander verschmolzen, und es kommt immer wieder zu entsetzlichen Gewalttaten gegen das jüdische Volk: Von der Leugnung des Holocausts über die Dämonisierung des Staates Israel, die weit über vernünftige Kritik hinausgeht, bis hin zum Verbot jüdischer Dozenten an Universitäten, zu Variationen des Hashtags „Hitler hatte Recht“ (über 17.000 in einer Woche im Jahr 2022), zu wahllosen Messerstechereien auf der Straße, zu mörderischen Angriffen auf Synagogen und jüdische Schulen und zu pauschalen Aufrufen zum Boykott aller jüdischen Produkte und Unternehmen – Antisemitismus ist nach wie vor eine virulente, gefährliche Realität in der Gegenwart. Antisemitismus ist wieder auf dem Vormarsch und vergleichbar mit den 1930er Jahren. Und vergessen wir nicht, dass auch jüdische Jesus-Gläubige angegriffen werden, indem messianische Gemeinden verwüstet und Hakenkreuze an Wände geschmiert werden.
Was sagt die Bibel über Hass?
Wir dienen einem Gott der Liebe, der uns von Anbeginn unserer Existenz geliebt, für uns gesorgt und uns versorgt hat. (5. Mose 7,9) Gott zu lieben und ihm zu dienen bedeutet, seinem Beispiel zu folgen und seine ganze Schöpfung zu lieben, ganz gleich, ob es uns leicht- oder schwerfällt (Mt 5,43-45). Hass oder der Wunsch nach Vernichtung einer Volksgruppe, einschließlich des jüdischen Volkes, verstößt eindeutig gegen Gottes Gebot, den Nächsten zu lieben wie sich selbst (3. Mose 19,18; Mk 12,31). Jesus ist der jüdische Messias, der Sohn Davids, der Sohn Abrahams (Mt 1,1). Er ist für ihre Sünden gestorben und von den Toten auferstanden, und er sehnt sich danach, dass sie (wie auch alle) gerettet werden (Mt 23,37). Bei Jesu Tod waren nicht nur Juden anwesend, sondern auch Römer und andere Heiden. Dennoch starb Jesus für die Sünden der Welt, so dass alle Menschen für seinen Tod verantwortlich sind (Apg 4,27; Röm 5,6; 8). Das jüdische Volk des Gottesmordes zu beschuldigen und es als einziges für den Tod Christi verantwortlich zu machen, widerspricht der grundlegenden biblischen Wahrheit. Ja, die Apostelgeschichte berichtet, wie jüdische Führer die frühe Kirche bekämpften, aber Letztere wurde natürlich von messianischen Juden geleitet. Es gibt keine Entschuldigung für Antisemitismus.
Was sagt die Bibel darüber, dass die Juden auserwählt sind?
In 1. Mose 12 ruft Gott Abraham auf, seine Familie zu verlassen und dorthin zu gehen, wo Gott ihn hinführt. Mit dieser Aufforderung gibt Gott Abraham eine Reihe von Versprechen. Gott beschließt, Abraham und seine Familie (einschließlich seiner zukünftigen Familie) auf ganz besondere Weise zu segnen – und er soll ein Segen sein. Diejenigen, die Abraham (und seine Familie) segnen, werden gesegnet werden, und wer sie verflucht, wird verflucht werden; und schließlich werden alle Völker der Erde durch ihn gesegnet werden. Gottes Segen war also nicht zu Abrahams Eigennutz gedacht, sondern er sollte ein Segen für andere sein. Auch wenn Israel nicht immer seine Stellung dazu nutzte, die Völker um sich herum zu segnen, blieb Gott seiner Verheißung treu, und die ganze Welt wurde durch Abrahams Familie mit der Geburt, dem Tod und der Auferstehung Jesu Christi gesegnet, des Erlösers der Welt von Sünde. Die Berufung zum Segen, die Abraham erhielt, ist nun auch auf die Kirche als adoptierte Mitglieder in Abrahams Familie ausgedehnt worden. Es liegt in unser aller Verantwortung, die Völker mit der guten Nachricht von Jesus zu segnen. Christen sind keine Feinde des jüdischen Volkes, wir sind eine Familie. Letztlich ist Antisemitismus der Versuch, Gottes Plan für die Erlösung der gefallenen Menschheit zu vereiteln, zu deren Rettung er seinen Sohn gesandt hat. Durch das jüdische Volk hat Gott der Welt das geschriebene Wort (die Heilige Schrift) und das fleischgewordene Wort (den Erlöser) geschenkt.
Die christliche Antwort auf den Antisemitismus
Wenn das Land Israel in Gesprächen erwähnt wird, ist manchmal zu hören, Kritik an der Behandlung der Palästinenser durch die gegenwärtige israelische Regierung sei antisemitisch. Andere behaupten das Gegenteil. Natürlich darf die Infragestellung der Entwicklungen im Staat Israel niemals in Antisemitismus umschlagen. Gleichzeitig rechtfertigt die Bekräftigung des Rechts des jüdischen Volkes, friedlich im Land Israel zu leben, keine „Handlungen, die der biblischen Ethik widersprechen und eine Unterdrückung von Volksgruppen oder Einzelpersonen darstellen.“ (Lausanner Willowbank-Erklärung)
Nicht-jüdische Christen und Jesus-gläubige Juden sind Brüder und Schwestern in Christus. Es ist an der Zeit, uns als Jesus-Gläubige, ob Juden oder Nichtjuden, gemeinsam gegen jüdische Menschen gerichtete hassmotivierte und terroristische Taten unserer Tage zu widersetzen. Jesus ist der einzige Weg des Heils für alle Menschen, auch für seine jüdischen Landsleute (Joh 14,6; Apg 4,12; 1 Tim 2,5; Röm 1,16). Daher ist es lieblos, den Menschen seine Heilsbotschaft vorzuenthalten (Joh 3,16).
Zeit zum Handeln
Antisemitismus begegnet uns in Europa in Form von Worten, Boykotten und Angriffen auf Eigentum und Menschen. Die Europäische Evangelische Allianz ruft ihre Mitglieder dazu auf, ihn nicht nur wahrzunehmen, sondern auch zu handeln.
Dt. Übersetzung: EEA-Büro Bonn
Kürzung: amzi