Von Jurek Schulz
Am 3. Mai 1898 in Kiew (Ukraine) als Goldie Mabowitsch geboren, war die Kindheit von Golda Meir von Hunger, Armut und Furcht vor Pogromen geprägt. Ihre Mutter brachte acht Kinder zur Welt, von denen nur drei das Erwachsenenalter erreichten. Schon als kleines Mädchen machte sich Golda die ersten Gedanken, wie man allen Menschen – und insbesondere den Juden – ein besseres Leben ermöglichen könnte, ein Leben frei von Unterdrückung.
Auswanderung nach Amerika
Goldas Vater wanderte in die USA aus, um dort sein Glück zu versuchen, und holte den Rest der Familie 1906 nach Milwaukee im US-Bundesstaat Wisconsin. Golda war damals acht Jahre alt. Dort wurde sie zum ersten Mal „öffentlich“ aktiv. Da manche Kinder ihre Schulbücher nicht bezahlen konnten, organisierte sie Wohltätigkeitsveranstaltungen, um mit dem Erlös diese mittellosen Kinder zu unterstützen.
Golda begann, sich stark für das Selbstbestimmungsrecht der Juden auf eine nationale Heimat in Palästina einzusetzen. Ihr offenes Elternhaus wurde zu einer Anlaufstelle zionistisch orientierter Juden. So lernte sie Ben Gurion (erster Premierminister Israels) und Ben Zwi (zweiter Präsident Israels) kennen.
Am 24. Dezember 1917 heiratete Golda Morris Meyerson, mit dem sie 1921 nach Palästina auswanderte. Sie wurde Mitglied der „Mapei-Partei“ und der Gewerkschaft „Histadrut“, die sie zur Weiterbildung in die USA schickte. Schon bald übernahm sie politische Leitungsaufgaben und wurde 1948 die erste israelische Botschafterin in Moskau.
Ministerpräsidentin
Es folgten weitere verschiedene Aufgaben in ihrer politischen Laufbahn, bis sie von 1956 bis 1966 Außenministerin wurde. In dieser Zeit änderte sie ihren Namen auf Anraten Ben Gurions in „Meir“.
Am 7. März 1969 wählte das Parlament einstimmig die inzwischen 70-jährige Golda Meir zur Premierministerin. Landesweit wurde sie zur Symbolfigur eines freien, unabhängigen und starken Israel. Als sie am 4. Juni 1974 ihr Amt niederlegte, war sie 76 Jahre alt. Sie sagte: „Nun habe ich nur noch diesen Wunsch: Nie das Gefühl dafür zu verlieren, dass ich für alles, was mir gegeben wurde, Dank schuldig bin … weil meine fünf Enkel als freie Juden heranwachsen, in einem Land, das ihnen gehört.“ Am 8. Dezember 1978 starb sie. Wegen ihres großen Einsatzes nennt man sie „Mutter Israels“.
Wozu das Blut?
Golda Meir kam auch in Kontakt mit Menschen, die an Jesus glauben. Shira Sorko-Ram, die heute neben ihrem Mann Ari die messianische Gemeinde Tiferet Jeschua in Tel Aviv mitleitet, hatte 1971 eine interessante Begegnung mit ihr. Shira produzierte Ende der 1960er-Jahre den Dokumentarfilm „Dry Bones“ (Verdorrte Gebeine) über die Gründung Israels und deren Zusammenhang mit biblischen Prophetien. Als Texte zu diesem Film verwendete sie ausschließlich Zitate aus dem Alten Testament. Als Sprecher konnte sie einen bekannten israelischen Schauspieler gewinnen, der Golda Meir kannte und ihr vom Film erzählte. Meir wollte „Dry Bones“ gerne sehen. Shira bot ihr an, den Film bei ihr zuhause vorzuführen, was Meir annahm. Am 10. August 1971 sah sie sich den Film zusammen mit einiger ihrer Mitarbeiter an.
Am Ende fragte Golda Meir: „Was war nun aus dem Alten und was aus dem Neuen Testament?“ Shira antwortete: „Der gesamte Text stammt aus dem Alten Testament.“ Meir dachte nach und meinte dann: „Aber wozu das Blut? Welche Bedeutung hat es?“
Das war Jesus
Shira erklärte, dass das Blut der Opfertiere der Sühnepreis für die Sünden der Israeliten war. Ohne Blutvergießen konnten die Priester nicht in Gottes Gegenwart treten. „Jesus musste sein Leben opfern, damit wir leben. Er ist das Lamm Gottes. Er ist der Weg zur Vergebung für das jüdische Volk und für alle Völker.“ Golda Meir kam auf die Szene von Jesaja 53 zurück, wo im Film ein Lamm auf einem Altar geopfert worden war. „Das war Jesus“, sagte sie leise. Plötzlich rief jemand aus: „Das ist Götzendienst! Das ist gegen das Judentum!” Damit war die Unterhaltung beendet. Dennoch hatte Shira nahezu eine Stunde lang mit Golda Meir über den Weg zur Rettung sprechen können. Am nächsten Tag erhielt Shira Sorko-Ram einen Anruf von einem Mitarbeiter Meirs mit der Nachricht, die Premierministerin hätte den Abend sehr interessant gefunden und bedanke sich dafür.
Nach dem Tod von Golda Meir machte das Gerücht die Runde, sie hätte Jesus noch als ihren Messias angenommen. Wie dem auch sei, dieses Beispiel zeigt, wie Gott uns gebrauchen kann, damit auch öffentliche Personen die Gute Nachricht von Jesus hören können.